WhatsApp-Kanäle – (keine) neue Bühne, neue Risiken: Was Fachkräfte wissen müssen

Mit der Einführung von WhatsApp-Kanälen hat sich das Nutzungsverhalten vieler Kinder und Jugendlicher deutlich verändert. Die App, lange Zeit als „harmloser Messenger“ angesehen, bietet nun Funktionen, die mit klassischen sozialen Netzwerken vergleichbar sind – inklusive Risiken, denen Fachkräfte aktiv begegnen sollten.

Was ist das Problem?

  • Öffentliche Sichtbarkeit: Kanäle sind standardmäßig öffentlich – Inhalte können von jeder Person weltweit gesehen und verbreitet werden.
  • Erotik und Pornografie: Schon auf mittleren Popularitätsstufen finden sich Inhalte, die für Jugendliche ungeeignet oder sogar gefährlich sind.
  • Kinder als Sender: Auch Minderjährige betreiben eigene Kanäle – mit Inhalten, die ungewollt pädokriminelle Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnten.
  • Kein echter Schutz: Es gibt keine effektive Kindersicherung. Die App erlaubt Kindern den Zugang zu problematischen Inhalten ohne technische Hürden.

Handlungsempfehlungen für Fachkräfte

  1. Medienkompetenz stärken statt Technik verteufeln
    • Thematisiert in Angeboten (z. B. Medienprojekten, Workshops, offenen Gesprächsrunden) wie WhatsApp-Kanäle funktionieren.
    • Sprecht über öffentliche Reichweite, Datenschutz, Verantwortung als Kanalbetreibende.
  2. Grenzen sichtbar machen
    • Erarbeitet mit Jugendlichen klare Regeln: keine realen Namen, keine Standorte, keine sensiblen Inhalte.
    • Thematisiert mögliche Missbrauchsrisiken – besonders im Hinblick auf Sexualisierung von Kinderinhalten.
  3. Begleitung statt Kontrolle
    • Baut Vertrauensverhältnisse auf, in denen Jugendliche freiwillig über ihre Onlineaktivitäten berichten.
    • Motiviert Jugendliche, euch ihre Kanäle zu zeigen – nicht zur Überwachung, sondern zur Reflexion.
  4. Ansprechbarkeit sicherstellen
    • Schafft in euren Einrichtungen Räume, in denen Kinder und Jugendliche unangenehme Online-Erfahrungen (z. B. Belästigung) anonym oder direkt thematisieren können.
    • Kooperiert bei Bedarf mit Beratungsstellen oder Polizei (insbesondere bei sexuellen Grenzverletzungen im digitalen Raum).
  5. Alternativen fördern
    • Stellt Alternativen zu WhatsApp vor (z. B. Signal, Threema), die keine Kanalfunktion enthalten.
    • Diskutiert kritisch: Was brauche ich wirklich von einem Messenger? Muss alles öffentlich sein?
  6. Teamfortbildungen und Sensibilisierung
    • Fortbildungen zu digitaler Jugendkultur und sexualisierter Gewalt im Netz sollten fester Bestandteil eures Jahresplans sein. Sprecht uns hierfür gerne an und wir entwickeln mit euch zusammen ein passendes Format oder vermitteln euch an passende Referent*innen weiter.

 

Fazit

WhatsApp ist kein geschlossener Raum mehr – sondern eine soziale Plattform mit Reichweite und Risiken. In der offenen Kinder- und Jugendarbeit braucht es daher neue medienpädagogische Strategien, die Kinder nicht allein lassen, sondern sie befähigen, informiert, selbstbewusst und verantwortungsvoll mit diesen digitalen Möglichkeiten umzugehen.

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