Sicherung und Zukunftsfähigkeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in NRW – Die AGOT NRW fordert die Einrichtung eines zweckgebundenen Investitionsfonds aus dem Sondervermögen

Die AGOT-NRW positioniert sich zum Sondervermögen und fordert die Einrichtung eines zweckgebundenen Investitionsfonds aus dem Sondervermögen des Bundes

(Hier ist das Statement als pdf hinterlegt: 101225_AGOT NRW Sondervermögen)

 

Sicherung und Zukunftsfähigkeit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) in NRW – Die AGOT NRW fordert die Einrichtung eines zweckgebundenen Investitionsfonds aus dem Sondervermögen

In den rund 1.300 Einrichtungen der freien Träger der OKJA in NRW haben Kinder und Jugendliche Zugang zu Bildung und Beteiligung, die von ihnen selbst mitgestaltet wird. Sie haben darüber hinaus eigene Räume zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit und bieten gleichzeitig sichere Orte für junge Menschen. Gerade die Chance, den eigenen Ort, das Jugendzentrum, selbst zu gestalten ermöglicht dabei eine positive Entwicklung des eigenen Selbst. Offene Kinder- und Jugendarbeit mit ihren Einrichtungen als Ort für Kinder und Jugendliche ist ein zentraler, zivilgesellschaftlicher Bestandteil in der Kommune – unabhängig von Herkunft, sozialen Voraussetzungen oder schulischen Leistungen trägt sie aktiv zu einem Miteinander im Quartier bei. Gleichzeitig sind die Einrichtungen für viele junge Menschen oftmals ein stabiler Anker im belastenden Alltag. Die Fachkräfte in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit unterstützen nicht nur in der Gestaltung des Programms, sondern bieten Orientierung und Unterstützung bei vielen Herausforderungen im Jugendalter.

Doch genau diese Orte geraten zunehmend unter Druck: Viele Gebäude stammen aus den 1960er bis 1980er Jahren und sind baulich sanierungsbedürftig. Sie entsprechen häufig nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Brandschutz, Barrierefreiheit und Energieeffizienz.

Die Eigentums- und Nutzungsverhältnisse sind vielfältig: Ein Teil der Einrichtungen befindet sich in kommunaler Trägerschaft oder Vermietung, andere Gebäude sind im Eigentum freier Träger, die notwendige Instandhaltungen weitgehend aus Eigenmitteln finanzieren müssen, um Jugendarbeit infrastrukturell sicherzustellen.
Die jüngsten Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Offene Türen NRW (AGOT NRW, 2025) zeigen deutlich:

  • 43 % durchschnittliche Steigerung der Energiekosten seit 2022,
  • zunehmende Eigenanteile der freien Träger zur Sicherung des laufenden Betriebs,
  • erheblicher Nachholbedarf bei baulicher Instandhaltung („Dach und Fach“) sowie
  • akute Schließungsrisiken aufgrund von Brandschutzauflagen und Sanierungsrückständen.

Die Ankündigung von Ministerpräsident Hendrik Wüst, wonach ein Großteil des NRW-Sondervermögens “Infrastruktur und Klimaneutralität” (SVIK) der Entlastung der Kommunen dienen soll und wie es das Länder- und Kommunal-Infrastrukturfinanzierungsgesetz (LuKIFG) vorsieht wird von der AGOT NRW ausdrücklich begrüßt. Die bauliche Infrastruktur der Offenen Kinder- und Jugendarbeit muss dabei als integraler Bestandteil der sozialen Bildungsinfrastruktur der Kommunen verstanden werden, die laut § 3 LuKIFG explizit als zu fördern festgeschrieben wird.

Analog zum Investitionsprogramm zur digitalen Erneuerung der OKJA in den Jahren 2017/2018, das mit 9,6 Mio. € aus Landesmitteln umgesetzt wurde, braucht es nun ein bauliches Investitionsprogramm, das die Zukunftsfähigkeit der Einrichtungen sichert.

Aus Sicht der AGOT NRW sind dabei zwei Vorgehensweisen möglich und nötig, um die Offene Kinder und Jugendarbeit als maßgeblichen Akteur für demokratisches Engagement von jungen Menschen im Rahmen des Auftrags der Jugendarbeit nach §11 SGB VIII zu sichern:

Die AGOT NRW hält es für dringend notwendig, aus dem Sondervermögen an Land und Kommunen 5% für die Infrastruktur der außerschulischen Jugendbildung bereitzustellen.

Erstens in Form eines eigenen Sonderfond auf NRW Ebene, der gezielt Investitionen in die bauliche und sicherheitstechnische Infrastruktur der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ermöglicht. Förderschwerpunkte:

  • Brandschutz und Arbeitssicherheit
  • Energetische Sanierung und Klimaanpassung
  • Barrierefreiheit
  • Substanzerhalt/ grundständige Instandhaltung und
  • digitale Ausstattung

Der Fond darf nicht aus Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans NRW (KJFP NRW) gespeist werden, sondern zusätzlich aus dem Sondervermögen bereitgestellt werden.

Zweitens in Form von beispielsweise zweckgebundenen Investitionspauschalen auf kommunaler Ebene, um die strukturelle Vielfalt der OKJA in NRW abzubilden und die Förderwege für Träger zu öffnen, die Trägereigene Gebäude haben, oder an kommunalen vermieteten Gebäuden partizipieren und so von zweckgebundene Investitionspauschalen an Kommunen profitieren können.

Viele Einrichtungen sind gezwungen, kurzfristig auf Brandschutzauflagen oder sicherheitstechnische Anforderungen zu reagieren. Langwierige Förderverfahren erschweren dabei die ohnehin komplizierte Suche nach Auftragnehmer*innen, sodass Betriebseinschränkungen oder Schließungen drohen. Wir appellieren an die Landesregierung, sich für ein beschleunigtes Verfahren auszusprechen, um einen schnellen Zugang zu Mitteln für akute Sicherheitsmaßnahmen zu erhalten.

Insgesamt braucht es möglichst unbürokratische, einfache Antragsverfahren, sowie maximal niedrige Eigenanteile, um auch kleine unter Umständen ehrenamtlich tätige Träger eine Beteiligung zu ermöglichen. Die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind – das ist uns durchaus bewusst – ein kleiner Bestandteil des Gesamtbedarfes im Rahmen des Sondervermögens. Gerade deshalb regen wir an, interministerielle Strategien zu prüfen, um das Sondervermögen als Kofinanzierung zu bestehenden Bundes- und EU-Programmen zu nutzen. Die AGOT NRW machte bereits in anderen Stellungnahmen darauf aufmerksam, dass es für viele freie Träger schwierig ist, über Fördermöglichkeiten aus anderen Programmen zu verfügen oder sie zu kombinieren. Hier braucht es transparente Informationen und abgestimmte Verfahren.

Zusammengefasst wünschen wir uns, dass sich die Landesregierung aktiv dafür einsetzt, dass auch freie Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bei der Verteilung des Sondervermögens auf Landes- und Kommunalebene berücksichtigt werden. Ein Investitionsfonds (Land) und Investitionspauschalen (Kommune) zur Zukunftssicherung der OKJA sind denkbare Möglichkeiten, die durch vereinfachte Verfahren die Offene Kinder- und Jugendarbeit weiterhin als den zentralen Ort demokratischer Teilhabe für junge Menschen erhält!

Quellen:

AGOT NRW. (2025). Abfrage zur Kostensteigerung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA). Düsseldorf: Arbeitsgemeinschaft Offene Türen NRW e. V. Abgerufen von https://agot-nrw.de/wp-content/uploads/2025/03/Abfrage-Kostensteig_OKJA.pdf

Hallmann, J., Mühlmann, T., Echterhoff, I., & Rahnenführer, T.-S. (2025). Entwicklungslinien der Offenen Kinder- und Jugendarbeit: Befunde der 10. Strukturdatenerhebung zum Berichtsjahr 2023 für Nordrhein-Westfalen. Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat), Technische Universität Dortmund

Westdeutscher Rundfunk (WDR). (2025, März). Sondervermögen NRW: Wüst will Milliarden in Infrastruktur investieren. Köln: WDR Landespolitik. Abgerufen von https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/sondervermoegen-investitionsprogramm-nrw-wuest-100.html

 

Bild: unsplash.com

Ähnliche Beiträge